Donnerstag, 12. Juni 2014

11. Zur Gast bei Q bar- C. Köchin – Reinigungskraft - Hausangestellte.

Christina in die Küche der Q bar mit Nestor 
Ich bin Köchin. In Nigeria habe ich 8 Jahre in einem Hotel gearbeitet. Ich bin beruflich Köchin für afrikanisches Essen. Ich habe im Excelsior Hotel in Apapa, Lagos gearbeitet. Das war ein großes 5 Sterne Hotel. In Nigeria habe ich auch meine Arbeitspapiere.

Meine Familie ist sehr groß und ich habe meine Familie unterstützt.
Aber der Besitzer vom Hotel wollte es schließen wegen der Situation in Nigeria und nach Frankreich ziehen. Deswegen habe ich meinen Job verloren. Wegen der schlechten Situation in Nigeria. Alles war schwierig, teuer geworden. Deswegen hat er aufgehört.
Ich habe nach einem neuen Job gesucht, aber nichts gefunden.
Es ist sehr schwer in Nigeria einen Job zu finden. Keine Arbeit, nichts - da musste ich weg.



2010 ging ich nach Libyen. Weil es sehr nah ist von Nigeria und alle dahin gehen. Wenn du wenig Geld hast, gehst du dahin, um zu arbeiten.
Ein Freund hat mich mitgenommen, so dass ich Geld verdienen und meine Familie unterstützen konnte.
Ich komme aus einer Großfamilie, mein Vater hat 4 Frauen, es ist eine polygame Familie. Auch mein Opa hat mehrere Frauen. Zu viele. Jetzt leben mein Eltern nicht mehr.

In Libyen habe ich sofort Arbeit als Reinigungskraft gefunden. Es gibt so viel Arbeit in Libyen. Du findest sofort Arbeit, wenn du ankommst.
Ich war Hausangestellte und habe sauber gemacht. Es war ein privates Haus. Ich übernachtete auch im Haus und manchmal ging ich bei Freundinnen schlafen.
Das war in Tripolis. 7-8 Monate habe ich so gearbeitet, dann kamen die Probleme.

So ging ich nach Italien, nach Lampedusa. Da waren wir zu viele Menschen und sie haben uns in verschiedene Camps verteilt, ich war in Foggia im Camp.

Danach in Napoli. In Italien es ist richtig hart, das Leben ist nicht einfach.
Alle diese Jahre habe ich im Camp gelebt, hatte nichts, konnte keine Arbeit finden.
Ich hatte Papiere, aber wusste nicht, wo ich sonst hin gehen sollte.
Ich suchte Arbeit, aber fand nichts.
Dann wurde mir gesagt, ich sollte das Camp verlassen. Ich habe sie angefleht: Wohin wollt ihr, dass ich gehe?


Sie sagten, sie wissen es nicht, wo immer ich hin will.
Sie haben mir kein Geld oder Ticket gegeben, nicht mal einen Penny.
Bevor ich hierher kam, in Italien, habe ich vor den Supermärkten gebettelt.
Ich habe um Essen gebettelt, gebettelt, um meine Medizin kaufen zu können.
Weil ich hohen Blutdruck habe, musste ich betteln, um meine Medizin kaufen zu können, das war nicht einfach...

Jedes Mal, wenn ich mich daran erinnere, will ich weinen, weil es für mich eine sehr schlechte Situation war.
Wie kann ich betteln? Ich kann doch arbeiten.
Ich hatte angefangen vor der Eingangstür eines Supermarkts zu betteln. Wenn du heute nach Italien kommst, alle betteln um Essen; viele Männer betteln. Die meisten Frauen prostituieren sich. Wie kann Mensch sich für Essen prostituieren?
Wenn ich gebettelt habe, bekam ich 8.- oder 10.- Euro, die ich zusammen gelegt habe, bevor ich nach Deutschland kommen konnte.

Weißt du, die Polizei ist gekommen und hat mich aus dem Camp rausgeworfen; in die Kälte. Wo sollte ich hin? So viel Polizei kam an dem Tag um mich rauszuwerfen. Weil ich lange im Camp gelebt habe.
Ich hatte Papiere, weil ich die Operation hatte.
Ich bekam sofort Papiere, habe wegen meiner gesundheitlichen Situation nie eine negative Antwort bekommen. Sie wussten, dass ich hohen Blutdruck habe und gaben mir sofort Papiere.

Als die Papiere abgelaufen waren, blieb ich noch im Camp, weil ich nichts hatte, wo ich hin konnte, die Gültigkeit meiner Papiere erlosch bereits nach einem Jahr.
Ich habe sie zur Erneuerung eingereicht, und sie haben 9 Monate gebraucht um sie zu erneuern!
Während meine Papiere auf der Polizeiwache waren, kam der Leiter und wollte, dass ich das Camp verlasse. Ich fragte, wo soll ich hin?
Geben Sie mir meine Papiere, wenn Sie wollen, dass ich gehe.
Am Ende haben sie sie mir im Dezember zurückgegeben. Aber seit Juni wollten sie mich raus haben.

Niemand hat mich unterstützt. Die Medizin musste ich selber kaufen, auch um Essen habe ich gebettelt.
Ich will mich nicht erinnern, weil es mich ganz traurig macht, dass ich so schlecht behandelt wurde.
Deswegen mag ich die Idee auch nicht, zurück nach Italien zu gehen. Als sie mir meine Dokumente gegeben haben, haben sie mir noch etwas zum unterschreiben gegeben. Da steht drin, wenn ich zum Erneuern wieder komme, muss ich folgendes mitbringen:
Meinen Arbeitsvertrag, meine Aufenthaltserlaubnis und meinen Pass.

In Italien geben sie dir Dokumente und dann kommen sie und wollen sie zurückhaben.
Wenn ich alles das, was sie fordern, nicht vorzeigen kann, dann werden sie mir die Dokumente nicht erneuern, sondern abnehmen. Schluss. Es ist sehr schlimm. Das machen sie mit vielen Menschen so.

Ich kam nach Hamburg, jetzt habe ich aber keinen Job, ich habe gar nichts.
Ich will gern arbeiten, ich bin nicht schwanger, ich kann hart arbeiten, ich habe Energie. Und ich habe die Kapazität zu arbeiten, ich bin keine kleine Person, ich bin Köchin! Ich kann auch sauber machen.

Es ist sehr schlimm, das ich hier nicht arbeiten darf. Ich fühle mich traurig.
Viele Menschen sind unglücklich. Wenn du hier zum Hauptbahnhof gehst, siehst du Leute herumstehen und vor sich hin starren. Das ist überhaupt keine gute Situation.

Vorher konnte ich mich finanziell um meine Familie kümmern.
Aber jetzt kommt nichts. Sie rufen mich an und sagen jedes Mal, bitte hilf uns, du bist in Europa. Ich sag’ ihnen, Europa ist nicht so wie ihr in Afrika denkt. Europa ist hart. Afrika ist auch hart, aber sie glauben es nicht, sie denken, Europa ist besser.
Ich sag ihnen, ja, stimmt, Europa ist besser als Afrika für die, die Arbeit haben. Aber wenn du keine Arbeit hast, ist es nichts.

Wenn ich hier so herum sitze und nichts mache, wie kann ich am Ende des Monats Geld erwarten? Nichts.
Ich bin nichts


danke an Tim Heinrichs und NestorJ. Camps Gil. für die Gastfreundschaft!

Ich bin sehr aktiv, ich kann arbeiten.
Zum Glück bin ich hier in diesem Haus mit so vielen netten Menschen. Sie kommen und reden mit mir und manchmal muss ich weinen und sie sagen: Weine nicht. Sie sind sehr nett.

Weißt du, du musst nicht nur an einem Ort lernen und dort leben. Wenn du die Möglichkeit hast zu lernen, ist das gut.

Ich wünsche mir, dass der Hamburger Bürgermeister die Lampedusa in Hamburg Gruppe unterstützt.
Wir kommen aus Afrika, haben viel gelitten. Viele leiden weiter in Italien.

Wir, die hier angekommen sind, haben Glück, wir haben Papiere.

Viele in Italien haben keine Papiere und können nicht reisen. Ohne Papiere kannst du nirgendwo hin. Sie leiden. Viele sind frustriert, sie trinken, sie rauchen, weil sie nicht wissen, was sie tun sollen. Und viele sterben und niemand kriegt es mit. Ihre Körper werden einfach nur weggebracht. Das Leben ist nichts wert. Sie sterben einfach.

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